Cebit 2016 - Cyber Security Konferenz

Konferenzbericht: GIC@CeBIT 2016
European Cyber Security Conference auf der CeBIT 2016

Veranstaltet vom Global Industry Club GIC am 14. März 2016, Hannover

„Cyber Security is a societal debate“ oder „Das Glas wird immer halb voll sein…“

Die Vielschichtigkeit des Themas Cyber Security wurde auf der gut besuchten Veranstaltung des Global Industry Club am ersten Tag der Cebit 2016 in Hannover deutlich: die Teilnehmer erlebten fünf hochrangige Keynote-Präsentationen und konnten ihre Sicht in drei parallelen Workshops einbringen. Eine engagierte Podiumsdiskussion rundete die Veranstaltung ab. Erfreut zeigte sich die Initiatorin der Veranstaltung, Gabriele Rittinghaus: „Am ersten Messetag mit diesem für alle wichtigen Thema präsent zu sein, ist Chance und Verpflichtung zugleich!“

  • Udo Helmbrecht von der Europäischen Agentur für Netz- und Informationssicherheit ENISA erläuterte die regulatorischen Rahmenbedingungen, die in der Europäischen Union derzeit geschaffen werden. Wie auch in anderen Themenfeldern sind der Reifegrad und der Ansatz quer durch Europa heute noch recht heterogen. Die Herausforderungen der Cyber Security verlangen aber gemeinsame Anstrengungen und einheitliche Vorgehensweisen. Vortragsunterlagen
  • Carsten Meywirth vom Bundeskriminalamt BKA erläuterte, wie gut organisiert und mit welcher Motivation und Professionalität die internationale Cyber-Kriminalität inzwischen agiert. Er konnte von einer erfolgreichen Aktion berichten, bei der Anfang 2016 eine Handelsplattform im „Dark Net“ erfolgreich geschlossen, übernommen und die Täter dingfest gemacht werden konnten.
  • Helmut Leopold vom Austrian Institute of Technology AIT stellte in einer ganzheitlichen Sicht die verschiedenen Dimensionen des Themas Cyber Security aus der IT-Perspektive dar. Er stellte fest, dass den erfolgreichen Wandel der Digitalisierung die ICT- (Information and Communications Technology) Plattformen selbst sich zur kritischen Infrastruktur entwickelt haben. Vortragsunterlagen
  • Axel Deininger von Giesecke & Devrient, München zeigte aktuelle Lösungsentwicklungen an entscheidenden Features auf, an der nicht nur sein Unternehmen arbeitet. Vortragsunterlagen
  • Georg Sigl vom Fraunhofer-Institut AISEC stellte die aus seiner Sicht wichtigen architekturellen Grundlagen und Prinzipien dar, die erfüllt sein müssen, um sichere Strukturen und Lösungen für die Produktions- und Entwicklungsprozesse unter den Bedingungen der fortschreitenden Digitalisierung und Vernetzung zu ermöglichen. Vortragsunterlagen

Die vier Workshops am Nachmittag befassten sich mit den Herausforderungen, die von den Unternehmen im Spannungsfeld zwischen dem heutigen Geschäftsbetrieb und der raschen Innovation gemeistert werden müssen: rasche Änderungen der Produkte und Wertschöpfungsketten, Innovationsmanagement, sowie organisatorische und technische Umstellungen, die durch Digitalisierung und Vernetzung ausgelöst werden.
   Unterlagen WS1 - "Identify and manage changes and threats in the future value creation chain",
   Unterlagen WS2 - "Manage threats, challenges, and opportunities in innovation",
   Unterlagen WS3a - "Operational framework for Cyber Security",
   Unterlagen WS3b - "Operational framework for Cyber Security".

In der Podiumsdiskussion kamen verschiedenste Perspektiven zum Ausdruck:

  • Hans-Joachim Popp, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR stellte für die IT-Anwenderunternehmen aus den verschiedenen Branchen dar, dass die Herausforderungen einer sicheren IT bereits heute vielschichtig, immens und kaum zu meistern sind. Mitunter fühle man sich wie in einem Dschungel.
  • Stellvertretend für die IT-Industrie erläuterte Klaus Lenssen, CISCO die Anstrengungen, die unternommen werden, um mit sicheren Produkten und Komponenten einen wesentlichen Beitrag für mehr Sicherheit leisten zu können.
  • Richard Knowlton von der Internet Security Alliance for Europe beurteilt die politisch-gesellschaftliche Diskussion einschließlich der regulatorischen Bestrebungen kritisch.
  • Udo Helmbrecht, ENISA erläuterte die Bemühungen der EU um mehr Verbindlichkeit in den Maßnahmen zur Steigerung der Resilienz gegenüber Sicherheitsverletzungen in der Wirtschaft und bei Verbrauchern. Es sei bezeichnend, dass gute Lösungen wie der digitale Personalausweis nur zögerlich in der Praxis angenommen werden.
  • Der Präsident der Schweizer Informatikgesellschaft SI, Jürg Gutknecht, betonte unter anderem das Spannungsfeld zwischen Privacy und Sicherheit und formulierte seine neutrale Sicht auf die Herausforderungen und Lösungsansätze.

Auf die abschließende Frage von Moderator Hartmut Fuchs, ob das Glas „halb voll oder halb leer“ sei, zeigten sich alle Teilnehmer skeptisch-realistisch: die Diskussion und die Entwicklung bewege sich in die richtige Richtung, die Anstrengungen müssen auf hohem Niveau bleiben, die Zusammenführung der verschiedenen Akteure im Bereich Cyber Security sei und bleibe unabdingbar. Ein sichtbarer Fortschritt sei diese Konferenz auf der CeBIT: letztlich ist angemessene Cyber Security eine gesellschaftliche Problematik, die auch entsprechend deutlich werden müsse. Der Dialog, so zeigt sich Gabriele Rittinghaus zuversichtlich, habe erst begonnen: „Auf der IT-Security Messe und Kongress IT-SA 2016 in Nürnberg im Oktober sehen wir uns wieder!“
© GIC/mr


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