Die digitale Transformation bedroht durch wachsende Macht und Einfluss von Internetkonzernen unsere demokratische Gesellschaftsordnung - WIR MÜSSEN HANDELN.

In der Süddeutschen Zeitung vom 2. Mai 2016  hat Evgeny Morozov unter dem Titel „Hypermoderner Feudalismus: Warum wir verhindern müssen, dass Google, Facebook und Co. die Infrastrukturen unserer Welt kontrollieren“ eine Vision entwickelt, wie unsere Umsonst-Kultur im Internet durch die Stärkung von Monopolen sich mittelfristig ins Gegenteil verkehren wird: Sobald wir von den Plattformen der Monopole abhängen (Facebook, Google etc), werden wir auch für deren Dienste, ob Email oder Stimmungsanalyse anhand Körpersignalen, bezahlen müssen. Ich musste dabei daran denken, dass Anfang der 60er Jahres des letzten Jahrhunderts für die Umstellung von der Barauszahlung des Wochenlohns auf Überweisung auf das Girokonto das Konto am Anfang umsonst war. Erst als es zur Barauszahlung keine Alternative mehr gab, wurde das Girokonto selbst kostenpflichtig „wegen der Kosten bei der Bearbeitung“.

Die Anhäufung von Informationen bei den Internetgrößen aus dem Silicon Valley endet nicht bei Email. So arbeiten sowohl Apple (unbestätigt, aber auf Wikipedia) als auch Google (Autos sind bereits unterwegs, Kooperation mit Fiat) am selbstfahrenden Auto. Apple und Google sind mit ihren Betriebssystemen (IOS, Android) bereits in den heutigen Fahrzeugen unterwegs – und sammeln so viele Daten wie möglich. Natürlich alles nur im Sinn eines besseren Service für die Autofahrer. Wahrscheinlich gehen noch mehr Daten bei Implementierung des Smart Home an Google (siehe zum Beispiel den Kauf von Nest Labs, einem Thermostathersteller durch Google). In einer Smart City verbinden sich Mobilitätsfunktionen und Informationen über das Haus von vielen Teilnehmenden. So ist z.B. zu erwarten, dass eine intelligente Verkehrssteuerung ohne die Beteiligung von wichtigen Internetmonopolisten nicht möglich sein wird. Mit Recht spricht Evgeny Morozov (SZ #77, 4.April 2016 „Legitimationskrise 2.0 – der Einbruch der Lebensstandards hat eine Ursache: Die neue Macht der Technologie“) von einer Ausweitung der Leistungen auf hoheitsrechtliche Verantwortungsbereiche. Wir tauschen also scheinbar mögliche Effizienzgewinne gegen Demokratieverluste, wenn staatliche Dienstleistungen an Monopolisten aus dem Silicon Valley abgegeben werden. Sind wesentliche Funktionen erst bei den Monopolen konzentriert, sind demokratische Alternativen kaum noch durchsetzbar, Techno-Feudalismus ist die Folge.

Aktiv werden - Alternativen nutzen!

Was können wir gegen den drohenden Techno-Feudalismus tun? Zum Beispiel indem wir durchsetzen, dass die Internetmonopole den gleichen Gesetzen unterliegen, wie andere, in der realen Welt wirtschaftende Unternehmen (wie z.B. die regulierten Märkte für Strom, Netze, Wasserversorgung, Müllentsorgung und weitere) . Dazu gehören

  • Durchsetzung von Steuergerechtigkeit,
  • Durchsetzung der Datenschutzgesetze,
  • Zerschlagung von Monopolstrukturen,
  • Keine Verantwortlichkeit für hoheitliche Funktionen bei Internetfirmen,
  • Regulierung der Internetversorgung.

Zunächst müssen wir natürlich aufwachen – das Problembewusstsein ist bei weitem noch nicht ausgeprägt. Geeignete Maßnahmen bei unseren politischen Vertretern bei EU, im Land oder auf lokaler Ebene müssen eingefordert werden. Es muss deutlich werden, dass Techno-Feudalismus keine gewünschte Gesellschaftsform ist und wir den Anfängen wehren müssen. Wir selbst sind gefordert – wir müssen Alternativen soweit vorhanden nutzen. Z.B. ist Google nicht die einzige Suchmaschine, Chrome nicht der einzige Internetbrowser – wir alle haben eine Wahl.

Zusammenfassend: die Meinungsbildung in Richtung Demokratisierung unserer digitalen Zukunft muss vorangetrieben werden.